Philosophie


Früher habe ich geglaubt:

Es wird alles besser.

Dann habe ich geglaubt:

Es wird alles schlimmer.

Dann habe ich bemerkt:

Es bleibt alles gleich, immer!

Das hat mich sehr deprimiert.

Aber dann habe ich verstanden:

Was das wahrhaft tröstliche ist:

Die ewige Wiederkehr des Immer-Gleichen.

 

"Lasst mein Leben nicht vergeblich gewesen sein"    Paul Bachmann

 

Über die Kunst.   von Paul Bachmann

Die Auseinandersetzung mit den Arbeiten anderer Künstler fördert die individuelle Entwicklung und führt zu einer bewussteren Wahrnehmung der Welt. Denn dieses «Wahrnehmen», dieses «Öffnen der Sinne» ist dem künstlerisch tätigen Menschen eigentümlich und ist die Basis seines Denkens. Dieses Denken, das von den Wahrnehmungen ausgeht, wird das «ästhetische Denken» genannt. Bei diesem ästhetischen Denken wird das Wort Ästhetik in der antiken, ursprünglichen Bedeutung benutzt als die Lehre von den Sinneswahrnehmungen. Diese künstlerische Sicht, den Sinn der Dinge zu offenbaren Entspricht heute einem grossen Bedürfnis und ist die Basis des Denkens heutiger Philosophen. Deshalb die ungeheure Bedeutung der Kunst in unserer aktuellen Kultur. Die Kunst hilft uns im Kampf gegen die Entzauberung der Welt durch die Wissenschaft und die Politik. Denn für uns gibt es keine Scheidung von Schönheit und Existenz. Existenz wird von der Schönheit bestimmt und sie muss sich von der Macht der Schönheit Führen lassen.

Bilder begleiten uns das ganze Leben und bleiben stärker als jeder andere Sinnesausdruck in unserem Gedächtnis haften. Bilder steuern stärker als Gerüche, Töne oder Geschmack unser Wohlbefinden, entscheiden unsere Augen doch in Sekunden über Sympathie oder Abneigung, über Schönheit oder Hässlichkeit. Bilder, seien es Gemälde, Fotografien oder Grafiken, dienten schon immer dem Ausdruck des eigenen Geschmacks und nicht zuletzt der Magie der Schönheit.

 

Ist Kunst erklärbar?  von Franz Bachmann

In den 50er Jahren war Paris die Hauptstadt der Kunst und die Lingua franca der Kunst war französisch. Das war, bevor einflussreiche Kreise beschlossen haben, die Ansprüche der Ästhetik auf die Probe zu stellen, in dem man an die Kunst den Dollarmassstab anlegt. Aus Künstlern Kapitalisten zu machen, war damals eine humoristische Idee von einiger Tiefe. Und da die Jagd nach dem Geld eine geradezu kosmisch-surreale Kraft angenommen hat, wanderte das Zentrum der Kunst folgerichtig nach Amerika. New York wurde die Hauptstadt der Kunst und die neue Lingua franca der Kunst wurde – auch in Europa – das Englische.

Interessanterweise wurde gleichzeitig mit enormem medialem Aufwand die Kunst als eine Art Fortsetzung der Religion mit anderen Mitteln zelebriert, was zu einer völlig neuen Konstellation führte: Einerseits die Kunst zur Ware degradiert mit dem Preis als Qualitätsmassstab und andrerseits die Kunst als heilbringende Kraft und Gegenpol zu einer immer mehr verwissenschaftlichen und vertechnisierten Welt. Diese mystsich-religiöse Positionierung der Kunst brachte natürlich die alte Frage der Unmittelbarkeit aufs Tapet. Dass ein unmittelbarer, also direkter Zugang zu den «Heiligen Dingen» möglich sei, das haben die auf ihre Machtposition fixierten Mittler, die Priester aller Religionen, immer bestritten. Und da heute, wie gesagt, die Kunst als neue Religion angeboten wird, ist zu verstehen, dass die selbsternannten intellektuellen Mittler, die Kunsthistoriker, sich arg ins Zeug legen, damit Budgets bewilligt werden, um die Menschen von ihrem unmittelbaren Zugang zur Kunst abzubringen und sie kunsttheoretisch auf den rechten Pfad zu bringen. Kunsttheoretiker und andere Zeitgenossen, die an die Erklärbarkeit von Kunst glauben, reagieren genervt, wenn sie mit der Meinung konfrontiert werden «ich kann nur sagen, es gefällt mir oder es gefällt mir nicht»

«Worte töten Kunst», dieser Satz von Philip Johnson bringt es auf den Punkt:  Man kann Kunst nicht erklären.

Oder, noch härter und allgemeiner, über die Kunst hinausführend, wie sich Nietzsche ausdrückte: «Was bewiesen und erklärt werden muss, taugt nicht viel» Das Wissen ist heute angeblich ein Monopol der wissenschaftlichen Weltanschauung. Aber der Mensch braucht sich nicht zu rechtfertigen, die Welt zu lieben. Die Welt ist nicht entzaubert, wie so oft behauptet wird. Es wird nur versucht, unsere Köpfe so zu entzaubern, dass wir die Poesie der Dinge nicht mehr wahrnehmen können.

Wir sollten versuchen, uns eine möglichst direkte und damit zaubervoll-poetische Beziehung zu den Dingen zu erhalten. Wir wissen zu viel über die Dinge. Das führt zu einer Entzauberung der Welt. Dieser Zerstörung kommt man nur mit der bildhaften, der direkten Sicht auf die Dinge bei, wie sie heute nur noch bei den Künstlern zu finden ist. Diese bildhafte Sicht der Dinge verzaubert die Welt und ist wahrer als die wissenschaftliche Weltanschauung. Die Bildhafte – die analoge – Denkweise hilft, die Dinge so verzaubert zu sehen, wie sie in Bezug auf den Menschen wirklich sind und nicht nur so, wie sie mathematisch-entzaubert, also beziehungslos zum Menschen sich darstellen und die Basis bilden für Systeme und Massnahmen, die – obwohl oft gut gemeint – sich immer gegen den Menschen wenden. Wir fragen uns doch alle, ob unsere Zivilisation wirklich nicht in der Lage ist, die Welt über die Technik und den Bankenverkehr hinauszuführen. Denn das sind ja offensichtlich die einzigen Dinge, die vernünftige, digital angepasste Menschen zu interessieren haben. Aber die Welt ist schöner, als sie wissenschaftlich ergründet ist.

 

Kunst heute.  von Franz Bachmann

Im ästhetischen Denken ist der Zustand der Kunst der entscheidende Faktor zur Beurteilung der aktuellen Kunst.

Im kulturellen Beruhigungsbereich des allgemeinen "Panem-et-Circenses" ist Kunst eine Abteilung geworden. Nichts mehr und nichts weniger. Über Themenaktionen kann man Menschen Dinge verkaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen. Diese Warenhaus-Strategie wird heute für Museen eingesetzt. Mit Themenaktionen kann man gelangweilten Menschen sogar Kunst - wie man so schön sagt - nahebringen.

Dass es zu viele "Künstler" gibt ist nicht das Problem. Das ist eher amüsant. Das Problem sind die vielen Kunst-historiker (hauptsächlich -innen), die ausgebildet werden müssen und die im Verein mit den Kunstintellektuellen aus Kunst Geschwätz machen. Über Kunst kann man nicht reden. "Worte tötet Kunst". Dieser Satz von Philip Johnson bringt es auf den Punkt. Man kann ein Kunstwerk nicht erklären. Nehmen wir den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Jedesmal wenn ich davor stehe haut es mich um. Aber wenn mich jemand nach den Lebensdaten Grünewalds fragt, dann weiss ich die nicht. Oder das Bild von Mondrian, das zu meiner Lebensikone geworden ist. Aber ich habe nicht die geringste Kenntnis seines Lebens. So geht es mir mit allen Kunstwerken und Künstlern, die mir wichtig sind. Das Private interessiert mich nicht. Meine Beziehung zu diesen Kunstwerken ist von ganz anderer Art. Sie ist direkt und existenziell.

Ob ein unmittelbarer Zugang zu den "heiligen Dingen" möglich ist, das haben die Mittler - die Priester - immer bestritten. Da ja heute die Kunst als eine Art Religion zelebrieret wird, ist zu verstehen, dass die zuständigen Intellektuellen Mittler sich arg ins Zeug legen, damit Budgets bewilligt werden, um die Menschen von ihrem unmittelbaren Zugang zur Kunst zu erlösen und sie kunsttheoretisch auf den rechten Pfad zu bringen. Was dabei ansteht sind Entsorgungsstellen für kulturelle Freizeitgestaltung - Museen genannt.

Ich glaube, dass der Niedergang der Kunst mit der Einrichtung der ersten Museen begann. Diese Trennung von Architektur Raum und Kunst hatte verheerende Folgen. Früher  wurden Künstler in allen Kulturen zur Steigerung einer Wirkung bestimmter Räume eingesetzt. Auftraggeber waren Kirche und Aristokratie. Intellektuelle Mittler waren nicht nötig und deshalb unbekannt. Das Bürgertum hatte andere Interessen. Da ging es darum, aus Kunst eine Ware zu machen. Das war nur möglich durch die Trennung von Raum und Kunst. Jetzt konnten Kunstgegenstände aller Art produziert werden, unbekümmert um irgendeinen Ort. Die jetzt wichtig gewordenen Mittler befanden über den Wert der Kunst und ihren Zugang zu den allerheiligsten Tempeln - den Museen. Die Stichworte die diese ganze Industrie in Bewegung brachte, waren "Erziehung der Massen durch Kunst" und als Voraussetzung "Demokratisierung der Kunst". also äußerster Unsinn. 

Dass es auf dieser Basis dazu kam, dass Kunst zur Ware wurde, war unausweichlich. Und da kennen wir uns ja bestens aus bei den Strategien zur Vermarktung: Je grösser die Produktion, desto aggressiver das Marketing.

 

Die Einheit von Raum und Kunst. Ein Raum erschliesst sich seiner Schönheit nur durch die Bewegung. Ich trete ein in den Raum. Ich bewege mich in dem Raum. Denken wir an das Treppenhaus von Neumann in Würzburg, da braucht man keine Kopfhörer mit intellektuellen Erklärungen um überwältigt zu sein. Ich plädiere deshalb dafür, nur noch das als Grosse Kunst zu bezeichnen, was in einer klaren Einheit von Kunst, Raum und Zeit steht. Nur noch Kunst in Auftrag zu geben, die diese Einheit von Kunst, Raum und Zeit anstrebt. Und die uferlose Bilderproduktion mit denen Museen und Galerien gefüttert werden als das zu bezeichnen, was sie ist - als merkantile Kleine Kunst - als Kunstware. Wir haben heute die reichste Wohlstandsgesellschaft aller Zeiten. Haben wir auch die grösste Kunst? 

 

Das ganze ist eine Formal-Ästhetische Angelegenheit. Deshalb ist das Formal-Ästhetische das eigentlich Menschliche.

Wahrnehmung ist Ästhetik im weitesten Sinne und ist eine Angelegenheit des Denkens. Dieser Sensualismus kann etwa so beschrieben werden:

Alle Erkenntnis beruht auf sinnlicher Wahrnehmung.

Keine Trennung von Körper und Geist.

Keine Trennung von Denken und Wahrnehmen.

Denkinhalte sind von den Sinnesempfindungen abgeleitete Vorstellungen.

Das Übersinnliche kann nie Wissensgegenstand sein.

Kein allgemein gültiges Wissen.

Der Mensch ist das Produkt seiner Erfahrungen und wie er sie sich bewusst macht und interpretiert.

Ein allgemein gültiges Wissen gibt es nicht.

Aber Achtung: 

Sinnliche Wahrnehmungen sind kurzfristig im Hinblick auf die Folgen und müssen durch das Denken kontrolliert werden. Das Denken (der Verstand) ist ein Hemmungsapparat gegen das Sofort-Reagieren. Das Denken sieht die Folgekette.                

Franz Bachmann  (siehe LEBENSSPUREN: www.bachmann-wolfram.com)